Thomas Schulz, der Autor dieses Buches, ist Reporter der Chefredaktion des Spiegels. Ausgezeichnet wurde er u.a. mit dem Henri-Nannen-Preis, dem Deutschen Journalistenpreis sowie als Journalist des Jahres. Der studierte Politologe forschte an der Harvard-University zu internationaler Wirtschaftspolitik. Seit 2024 ist er Mitglied des Sachverständigenrates des führenden europäischen Zentrums für gesunde Langlebigkeit an der Universität Toulouse.
Nach der spannend zu lesenden Einleitung mit dem Titel "Warum auf einmal 100 die neuen 80 sind" ist das Buch in 10 Kapitel untergliedert. In der Einleitung bereits erwähnt der Autor die sogenannten "SuperAger", die weit mehr als 100 Jahre alt werden und keine der üblichen Alterserkrankungen haben. Der Autor ist einigen dieser Menschen begegnet. Was machen diese Leute anders? Was kann man von ihnen lernen?
Wie Schulz schreibt, gibt es neue Erkenntnisse, was einen effektiven Longevity-Lebenswandel ausmacht.
Provokativ fragt der Autor zu Anfang seines 1. Kapitels, ob Altern eine Krankheit sei. Er erläutert in diesem Zusammenhang Wissenswertes zu den "Hallmarks of Aging", sprich den 12 Kennzeichen des Alterns. Seit 2013 hätten sich nahezu 300 000 wissenschaftliche Artikel und Studien mit dem Thema befasst. Alle Wissenschaftler, mit denen man über Longvity und Altern rede, bezögen sich immer wieder auf die besagten 12 Kennzeichen, die Thomas Schulz alle in der Folge vorstellt und sehr gut erläutert.
Im 2.Kapitel dann geht es darum, aufzuzeigen wie sich das biologische Alter messen lässt und wie es zurückgedreht werden kann. In diesem Kapitel wird auch aufgelistet, welche grundlegenden Faktoren, das gesamte Körpersystem in Mitleidenschaft ziehen und uns rascher altern lassen. Diese Faktoren müsste zwischenzeitlich jeder kennen, doch offenbar, ist bei vielen der innere Schweinhund stärker als die Vernunft, die dazu auffordert, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen.
Man liest über einen epigenetischen Test, dem der Autor sich unterzogen hat. Solche Tests seien aber keine medizinische Notwendigkeit oder bewirkten keineswegs einen gesundheitlichen Vorteil per se. Gesünder zu leben, bremse Alterungsprozesse auch ohne molekulare Altersbestimmung. Dies zu wissen, beruhigt mich.
Informiert wird man des Weiteren über die Krebsforschung. 50 von 100 Männern und 44 von 100 Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an Krebs. Rund die Hälfte überlebt, laut Robert-Koch-Institut. Man erfährt neue Therapieformen und auch, weshalb Übergewicht und Bewegungsmangel das Risiko an Krebs zu erkranken, erhöhen. Dann erfährt man, weshalb manche Menschen mit 100 Jahren noch topfit sind. Hier liest man u.a. über einen 109 jährigen und seine ebenfalls hochbetagten Geschwister, sowie anderen SuperAgern, die vom Forscherteam um Barzilai untersucht wurden. Interessanterweise haben alle SuperAger etwas gemeinsam: Sie leben nicht im Heim oder mit ständiger Betreuung der Familie, sondern unabhängig. Auch hätten die gesunden Hochbetagten sehr hohe HDL Werte: Hundert höher als normal! HDL zu erhöhen, kann also nicht schaden.
Wohl spielten gute Gene bei den SuperAgern eine große Rolle, allerdings sind Lebenswandel und Umwelteinflüsse auch nicht hinwegzudiskutieren.
Man erfährt mehr zu seneszenten Zellen. Das sind alternde Zellen. Sie abzutöten, würde den gesamten Alterungsprozess verlangsamen. Diese Zellen hätten offenbar einen deutlichen Einfluss auf die Gesundheits- und Lebensspanne.
Ein weiteres Thema ist die Gehirngesundheit. Bestimmte Immunzellen im Gehirn, die Mikroglia schützen das Gehirn, indem sie es von toxischen Ablagerungen reinigen, die mit Alzheimer einhergehen. 40 % der Demenzerkrankungen könnten vermieden und hinausgezögert werden, schreibt Schulz. Als beeinflussbare Risikofaktoren nennt er: Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Luftverschmutzung, Bildungsarmut und mangelnder sozialer Kontakt. Der Autor listet sieben Gewohnheiten auf, die das Demenzrisiko um 43% senken und zitiert den Münchener Alzheimerexperten Christian Haass, der deutlich macht, wie wichtig Neugierde auch im Alter sei.
In Kapitel 6 dann geht es um Ernährung. Zwei ihrer Aspekte spielten eine entscheidende Rolle für Gesundheit und Altern. Diese werden genannt. Hervorgehoben wird, dass Übergewicht mehrere Kennzeichen des Alterns beschleunige. So etwa die zelluläre Seneszenz und chronische Entzündungen. Je weniger Bauchfett, desto geringer seien die Entzündungsbotenstoffe.
Erklärt wird u.a., weshalb die "Mittelmeer-Diät" dazu führe, dass die wichtigen Erbgut-Schutzkappen, die Telomere länger halten. Des Weiteren wird verdeutlicht, dass ein funktionierendes Mikrobiom vor Krebs und Depression schütze. Chronische Entzündungsprozesse griffen auch die Muskulatur an. Dies verursache Gebrechlichkeit im Alter.
Wie auch immer, Adipositas und metabolisches Syndrom seien die großen Krankheitstreiber.
Was man tun sollte, um diese zu verhindern, wird gut erläutert. Gut auch erörtert wird das Thema Fittness. Zahlreiche Studien hätten einen deutlichen Zusammenhang zwischen Kardiofitness, Sterberisiko und Gesundheitsspanne hergestellt. Wie man diese Fitness am besten steigern kann, erfährt man in der Folge.
Aber das ist noch nicht alles. Man muss schon einiges tun, auf dem Weg zur vitalen 100.
In der Folge liest man dann noch viel Wissenswertes in punkto Verjüngungsmedizin. Vitamin D und Omega -3 seien gut untersucht und empfohlen. Sie würden in Kombination nachweislich das Wachstum von Kreszellen bremsen.
Ganz zum Schluss kann man dann in einer Art Zusammenfassung nochmals die Grundregeln der Lebens-Verlängerung bewusst machen. Was man daraus lernen kann ist, dass man den Schwerpunkt auf eine vernünftige Ernährung und moderate Bewegung setzen, dabei aber nicht seinen Kopf vergessen sollte.
Ich habe in den letzten Jahren einige hochbetagte, sehr fitte Menschen (Alter zwischen 95- 103) persönlich kennengelernt und sie immer befragt, was sie machen, um so fit zu sein. Stets war es genau das, was man diesem Buch auch entnehmen kann.
"Projekt Lebensverlängerng" habe ich mit großem Interesse gelesen und fühle mich in meiner Art zu leben, bestärkt.
Maximal empfehlenswert
Helga König
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