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Rezension:Auf der Suche nach Unsterblichkeit - Die Geschichte der Anti-Aging Medizin von der Antike bis heute (Gebundene Ausgabe)

Dieses höchst spannend zu lesende, reich bebilderte Buch der Professoren Dr. med. Kleine-Gunk und Dr. med. Markus Metka befasst sich mit der Anti-Aging-Medizin von der Antike bis heute und dokumentiert, dass der Traum von der ewigen Jugend so alt ist wie die Menschheit selbst.

Man wird u.a. von der Vorstellung der fünf Weltalter der Griechen in Kenntnis gesetzt. Hederot schrieb über diese fünf Epochen, wonach die schönste wohl das "Goldene Zeitalter" war, einer Zeit, wo die Menschen in Frieden und Überfluss lebten, niemals alt wurden und nach unendlicher langer Zeit den Tod fanden, indem sie schließlich friedlich einschliefen.

Man liest vom Gilgamesch-Epos und von dessen Idee das Geheimnis des ewigen Lebens zu ergründen, um seinen Freund aus dem Totenreich zurückzuholen, bevor man mit den "Anti-Aging-Vorstellungen" der alten Ägypter vertraut gemacht wird. Natürlich kommen auch Kleopatras Gepflogenheiten zur Sprache. Jedes Kind weiß um ihre Bäder in Eselsmilch. Dass die Pharaonin ein Buch über Kosmetik verfasst hat, wusste ich nicht. Das "Kosmetikon" ist leider verloren gegangen, aber man weiß, dass dort allein 18 Rezepte zum Färben der Haare aufgelistet waren.

Hippokrates von Kos (ca. 450-370 v. Chr.), der Urvater aller Ärzte, sah im Ungleichgewicht der vier Körpersäfte - Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle- die Ursache von Krankheiten aller Art. Eine gesunde Lebensweise bestand für ihn darin, sich sinnvoll zu ernähren, Gymnastik und Sport zu betreiben und möglichst harmonisch im Einklang mit der Umwelt zu leben.

Platon und Aristoteles haben in ihren Schriften die Gesundheitspflege gar in den Stand der Tugend erhoben, (vgl. S. 31). Im Rahmen des Kapitels über die Bemühungen im alten Griechenland nicht so schnell zu altern, liest man auch über das Tithonos-Trauma, das mir bislang unbekannt war. Welches Fazit sollten junge Männer aus dieser Geschichte ziehen? Besser man zeigt Göttinnen die kalte Schulter?

Im antiken Rom war Galen einer der bedeutendsten Ärzte. Er verfasste das aus 16 Bänden bestehende "Methodi medendi", dessen Leitgedanke darin begründet lag, dass alle Erscheinungen in der Natur und im Menschen einen bestimmten Zweck erfüllten. Galen war überzeugt, dass ein ausgewogenes Verhältnis aus leicht verdaulicher Nahrung sowie moderater körperlicher Aktivität das beste Mittel sei, dass "die Flamme des Lebens nicht erlösche." Er war es, der Wein nicht nur als allgemeines Arzneimittel einsetze, sondern eine Art "Differenzialtherapie des Weines" entwickelt. Was man darunter zu verstehen hat, kann man im Buch gut nachvollziehbar nachlesen.

Neben den Lehren Galens liest man auch von Ciceros philosophischer Abhandlung über das Altern, über Senecas "De brevitate vitae" und nach diesen theoretischen Betrachtungen über die Beschaffenheit eines typischen römischen Badehauses. So gab es im 4. Jahrhundert nach Christus in Rom elf größere Thermalanlagen und etwa 900 öffentliche Bäder, (vgl.: 44). Die Badekultur exportierten die Römer in andere Länder. Dass Aachen ein römischen Bad war, wusste ich bislang nicht. Ebenso war mir unbekannt, dass man in Aachen auf die Bezeichnung "Bad" nur deshalb verzichtete, um im Alphabet deutscher Städte weiter oben zu stehen.

Gut dargestellt wird im Buch das wohl älteste Medizinsystem des Menschheit, das aus Indien stammt: die Ayurveda. Erklärt werden die drei Doshas: Vata- Pitta- Kapha- . Hervorgehoben wird, dass Ayurveda eine angewandte Präventivmedizin ist, die auf eine Phytotherapie nicht verzichtet. Man liest aber auch von der Anti-Aging-Medizin im alten China, von den fünf Prinzipien, auf denen das taoistische Gesundheitskonzept zur Lebensverlängerung beruht: dem richtigen Atmen, den richtigen Essen, der richtigen Bewegung, der richtigen Sexualtechnik und der richtigen Spiritualität.

Das Mittelalter wird im Hinblick auf die medizinischen Anti-Aging-Fortschritte ebenfalls thematisiert, dabei wird auf den bedeutendsten Mediziner jener Epoche - Avicenna - hingewiesen und auch die Kenntnisse Hildegard von Bingens kommen zur Sprache.

In der dann folgenden Renaissance-Zeit machte der Arzt und Philosoph Paracelsus die Alchemie für die Medizin nutzbar. Vater der Kalorienrestriktion war Luigi Cornaro. Er schaffte es durch eine kalorienarme Diät, sich von Gicht und Diabetes zu befreien und bei bester Gesundheit steinalt zu werden.

Descartes schreibt im 18. Jahrhundert:"Alles was wir zur Zeit von ihr (der Medizin) wissen, ist so gut wie nichts im Vergleich zu dem, was noch zu entdecken bleibt. Wir können uns selbst befreien von der Unzahl der Krankheiten des Körpers und des Geistes und vielleicht sogar von dem Übel des Alterns, wenn wir genügend Wissen über deren Ursachen gesammelt haben, und die Möglichkeiten der Behandlung nutzen, die die Natur für uns bereithält."

Man liest von Thomas Parr, einem Engländer, der im 17.Jahrhundert angeblich 152 Jahre alt geworden sein soll und von Goethe, der bis zu seinem Lebensende dank gesunder Ernährung, moderatem Weingenuss und Bewegung bis zu seinem Lebensende geistig frisch blieb . Die ein bis zwei Flaschen Wein am Tag scheinen unserem größten Dichter nicht schlecht bekommen zu sein, wie man sich in seinen Werken überzeugen kann.

Das 19. Jahrhundert brachte Robert Koch hervor, über den ich derzeit eine Biographie lese. Koch entdeckte den Tuberkelbazillus. Im gleichen Jahrhundert injizierte sich der Neurologe Brown -Sequard ein Hundehodenextrakt, weil er an dessen verjüngende Wirkung glaubte. Der Schönheitskult und Jugendwahn im 19. Jahrhundert wird am Verhalten der österreichischen Kaiserin Elisabeth verdeutlicht, die mich in Vielem an das Verhalten der meisten Upperclass-
Frauen im Hier und Jetzt erinnert.

Im 20. Jahrhundert angekommen, habe ich mich gefreut endlich ein Foto des von mir hochgeschätzten mehrfachen Nobelpreisträgers Linus Pauling sehen zu können, der als der Vater der orthomolekularen Medizin gilt, täglich 18 Gramm Vitamin C zu sich nahm und 1994 im Alter von 93 Jahren starb.

Wie sich die Entwicklung zu Beginn des 21. Jahrhunderts zeigt, wird auch thematisiert. Wird das Alter in Zukunft abgeschafft, gelangen wir ins das transhumane Zeitalter?

Die beiden Professoren sind klug genug, sich nicht als Propheten aufzuspielen, sondern stattdessen zu zeigen, dass sie der Ironie bei solchen Fragestellungen den Vorrang geben.

Ein sehr interessantes Buch.


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