Meine Vorfahren mütterlicherseits waren 600 Jahre in Ostpreußen ansässig. Aus unseren Familienunterlagen geht hervor, dass alle Anverwandten seit Generationen steinalt geworden sind. Bislang habe ich diese Tatsache auf die Gene zurückgeführt. Meine 81 jährige Mutter hat dies allerdings stets bezweifelt, denn sie ist schon immer davon überzeugt, dass die preußischen Tugenden ein langes Leben bescheren.
Nach der Lektüre des vorliegenden Buches habe ich zunächst mit meiner Mutter telefoniert und ihr mitgeteilt, dass der Autor Dr. Jörg Zittlau zu ganz ähnlichen Ergebnissen gelangt. Im Anschluss daran, habe ich mit ihr und anderen weitaus älteren Menschen den Test auf Seite 184-185 durchgeführt. Alle hatten 40 Punkte zum Ergebnis, also die Höchstzahl bei den Lebensstilmerkmalen der Langlebigkeit.
Ich fand es ja bislang nie als Nachteil zur Disziplin angehalten worden zu sein, weil ich immer wieder beobachten konnte, welche körperlichen, seelischen und mentalen Probleme undiszipliniertes Verhalten nach sich zieht.
Wissenschaftler sollen herausgefunden haben, dass in Hirnen disziplinierter Menschen mehr Glückshormone vorhanden sind und, auch dass krisenfeste, also resiliente Personen seltener unter Depressionen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, (vgl.: S.11).
Wer feste Strukturen in seinem Tagesablauf sein Eigen nennt und diese auch akzeptiert, wird länger jung bleiben.
Dr. Zittlau wartet u.a. mit einer höchst spannend zu lesenden Kulturgeschichte der Lang- und Kurzlebigkeit auf und macht diese an Beispielen berühmter Persönlichkeiten fest. Recht schnell wird klar, weshalb Mozart, Schiller, Kafka, Orwell und Tucholsky sehr jung bereits verstarben und Kant aber auch Goethe hingegen lange auf Erden weilten. Je weniger chaotisch die Lebensführung ist, umso wahrscheinlicher ist es, lange zu leben. Stabilität und Strukturen im Alltag sind letztlich das A und O.
Tägliches Spazierengehen ist wichtig, wenn man nicht vorzeitig sterben möchte. Kant, Goethe, Schopenhauer und andere Denker in vergangenen Zeiten waren diszipliniert genug, dies mit entsprechendem Erfolg zu tun. Schon acht bis zwölf Kilometer Spaziergang pro Woche genügen, um kognitive Einschränkungen zu halbieren und das Schlaganfallrisiko um ein Drittel zu senken, (vgl.: S.40).
Der Autor schreibt in seinen Betrachtungen zum Thema Stress von einer Studie, wonach disziplinierte Menschen eine Stressresistenz gegenüber Übergewicht und Nikotinsucht haben. Auch schreibt er darüber, dass eine Tabakabstinenz gegenüber dem Obst- und Gemüseteller die weitaus wirkungsvollere Option für ein langes Leben darstellt, (vgl.: 47).
Weshalb Diäten das Leben verkürzen können, wird auch beschrieben und dass in Deutschlands Krankenhäuser insgesamt mehr Menschen an tödlichen Arzneimittelereignissen als im Straßenverkehr sterben, konkret 57 000 pro Jahr, (vgl.S.52).
Dass religiöse Menschen aufgrund der Kennzeichen Disziplin, Selbstkontrolle, regelmäßige Rituale, sowie auch wegen der sozialen und altruistischen Aktivitäten, die mit der Ausübung von Religion verbunden sind, länger leben, wird auch erwähnt, aber auch, dass eine spirituelle Lebenseinstellung im Falle von schwerster Erkrankung die Bereitschaft zu sterben vergrößert.
Sehr interessant sind die Betrachtungen von Lebenserwartung und fester Partnerschaft. Alleinstehende Männer haben nicht eine so hohe Lebenserwartung als Männer, die in einer Beziehung leben. Die Gründe hierfür werden genannt. Frauen übrigens leben länger, wenn sie allein oder mit einem älteren Partner leben. Auch hierfür werden die Gründe gut nachvollziehbar dargelegt.
Weder Religion, noch Ehe sind ein wirklicher Garant für ein langes Leben, wohl aber Disziplin und Gewissenhaftigkeit, wie Untersuchungen verdeutlichen. Günstig auch sind ein paar kleine Neurosen, weil diese sich kontraproduktiv gegenüber dem Chaos erweisen. Wie man erfährt, leiden undisziplinierte Menschen häufiger unter schweren und chronischen Erkrankungen, so auch an klinischen Depressionen und Angst. Undisziplinierte Menschen rauchen und trinken mehr, leiden häufiger unter Ischias und Gelenkschmerzen und erkranken zudem öfter an Tuberkulose, Diabetes und Schlaganfällen, (vgl.: S.71).
Ordnung, Disziplin, Resilienz und Beharrlichkeit sind die Garanten für ein langes Leben, diesbezüglich kann man sich ausgiebig in diesem Buch aufgrund von Forschungsergebnissen kundig machen. Im Falle der Beharrlichkeit allerdings muss ein Wechselspiel mit dem Loslassenkönnen stattfinden, wenn die Ergebnisse positiv sein sollen. Weshalb Achtsamkeit ein weiterer Indikator ist und auch Zuverlässigkeit wird gut erklärt und auch, weshalb hochintelligente verlässliche Menschen eine besonders hohe Lebenserwartung haben.
Positive Gewohnheiten und Rituale wirken sich des Weiteren lebensverlängernd aus, auch Entscheidungsfreude und ein gesunder Realismus. Ich persönlich kann an den Sekundärtugenden, die nicht selten zu einem langen Leben führen, nichts Langweiliges finden, denn ich schätze es, bodenständig, pflichtbewusst, beharrlich und diszipliniert viele Stunden am Tag tätig zu sein und freue mich stets auf neue Erkenntnisse, die mir ein so ausgefüllter Tag bereithält.
Nachdem durch Dr. Zittlau nun auch noch verdeutlicht wird, dass sich durch diese Lebensweise die Wahrscheinlichkeit, noch viele Jahrzehnte aktiv zu sein, erheblich vergrößert, bin ich natürlich völlig entzückt von diesem Buch. Man hat es ja nicht ungern, wenn die eigene Lebensweise als vorteilhaft beschrieben wird.,
Auf den letzten Seiten erläutert der Autor die sieben Schritte zu einem langen Leben. Anschließend kann man sich dem Test, den ich schon erwähnte, unterziehen.
Ein sehr gut geschriebenes, kurzweilig zu lesendes Buch, das undisziplinierte Menschen unbedingt lesen sollten, wenn sie anstreben, ihren 90. Geburtstag bei bester Gesundheit und guter Dinge zu feiern.
Empfehlenswert.
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